Meine musikalische Karriere startete, wie in den 80ern nicht unüblich, mit einer Blockflöte im Kindergarten, woraufhin mich meine Familie jahrelang zwang, unter dem erleuchteten Tannenbaum „Ihr Kinderlein kommet” zum Besten zu geben. Schnell wurde mir jedoch klar, dass man mit einer Blockflöte rein musikalisch betrachtet keine großen Sprünge machen kann. So landete ich dann für mehrere Jahre im Keyboard-Unterricht.

Mit 15 oder 16, also mitten in den Jahren jugendlicher Rebellion, ließ ich dann aber das Keyboard in der Ecke stehen und erklärte meiner überraschten Familie, dass ich nun mein wahres Instrument gefunden hätte und dringend eine Gitarre bräuchte. Leider hatte ich die Rechnung ohne meinen Vater gemacht: das sei ja eine nette Idee, aber er habe schließlich nicht das ganze Geld für Keyboard und Unterrichtsstunden rausgeworfen, damit ich mir jetzt wieder was völlig Neues einfallen lassen könne. Da ich mich auch ohne eigene Gitarre nicht von meinem Plan abbringen ließ, wurde er an einem legendären Sommertag dann doch noch weich und kaufte auf der Cranger Kirmes Lose für 60.- DM, die uns dazu berechtigten den Hauptgewinn, eine polnische Konzertgitarre von fragwürdiger Qualität, nach Hause zu tragen! Danach schrammelte ich mich mit meiner ersten Gitarre autodidaktisch durch die grundlegenden Akkorde und eine Menge Songs, bis wir 1998 unsere Band gründeten. Eigentlich war ich dort zum Singen eingestiegen, aber dann brauchten wir für irgendeinen Song wohl eine zweite Gitarre oder waren eh schon zu viel Sänger... der Rest ist Geschichte.

Inzwischen habe ich sogar zwei eigene Gitarren, kann mehr als nur die grundlegenden Akkorde, weiß dafür aber nicht, was eigentlich aus my first guitar geworden ist und auch nicht, was ich ohne die Musik und die Jungs, mit denen ich sie mache, tun würde. Und auch wenn es über die Jahre auch manchmal ganz schön anstrengend war, die einzige kontinuierliche Frau in dieser Männerrunde zu sein, wird auch der mieseste Tag heute noch schlagartig besser, wenn wir alle zu Beginn der Probe unsere Instrumente in die Hand nehmen und ich den ersten Akkord spiele. Und manchmal denke ich dann dankbar an meine erste Gitarre und noch dankbarer an die Musik, die mich schon mein ganzes Leben lang begleitet...